Ohrakupunktur
Die Ohrakupunktur, eine Sonderform der Akupunktur, die durch den französischen Arzt Nogier in den späten 50er Jahren bekannt wurde, beruht auf der Vorstellung, dass alle Organe und Körperregionen mit bestimmten Stellen der Ohrmuschel korrespondieren. Dabei lässt sich der gesamte menschliche Körper auf die Ohrmuschel projizieren, vergleichbar dem Bild eines auf dem Kopf stehenden Embryos im Mutterleib. Das Ohrläppchen repräsentiert den Kopf, die Ohrmuschel stellt Wirbelsäule und Extremitäten dar und nahe dem Gehörgang liegen die inneren Organe.
Das Ohr ist von zahlreichen Nervenbahnen durchzogen, die bis zum Rückenmark laufen. Reizt man die Punkte auf der Ohrmuschel, läuft dieser Impuls über den kurzen Weg des Rückenmarks und über weitere Schaltstellen direkt zum Gehirn bzw. zu den gekoppelten Organen und Körperbereichen.
Die Behandlung erfolgt in der Regel beim Rechtshänder über das rechte Ohr, beim Linkshänder über das linke Ohr. Treten Beschwerden nur einseitig auf, z.B. rechtsseitige Knieschmerzen, werden nur Punkte im rechten Ohr ausgewählt. Allgemein gilt, dass das Ohr der Seite behandelt wird, auf der sich die organpathologische Störung befindet.
Die Nadeln verbleiben etwa 20 Minuten in der Ohrmuschel. Meistens sind mehrere Sitzungen in unterschiedlichen Intervallen (akut oder chronisch), erforderlich, in denen je nach vorliegender Situation und Indikation drei bis neun Nadeln benutzt werden. Im Rahmen der Suchtbehandlung, z.B. bei der Raucherentwöhnung und bei Eßsucht zur Gewichtsreduzierung, werden Dauernadeln gesetzt, die für mehrere Tage an bestimmten Ohrpunkten bleiben, um einen permanenten Reiz auszuüben.